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GHB-Tropfen als Ecstasy-Ersatz und Vergewaltigungsdroge im Umlauf

GHB ist eine Chemikalie, die sowohl als Droge, als auch als Medikament gebraucht werden kann. Bis 2002 war sie in Deutschland für jedermann legal erhältlich. Ende der 90er-Jahre tauchten erste Berichte auf, dass die Substanz unter dem Szenenamen "Liquid Ecstasy" als Partydroge missbraucht wird. Ausschlaggebend für das in den meisten EU-Ländern 2002 ausgesprochene GHB-Verbot war die Zunahme von Straftaten, bei denen GHB eingesetzt wurde, um die Opfer willenlos zu machen. Heute gibt es einen regen Schwarzmarkthandel mit GHB. Der Ausgangsstoff GBL ist nach wie vor von Rechts wegen erlaubt, da er für manche industrielle Anwendungen als unverzichtbares Lösungsmittel gilt. Befragungen von Partygängern haben ergeben, dass sie sich, wenn sie GHB-Tropfen kaufen wollen, immer seltener an Straßendealer wenden. Sie decken ihren Bedarf vor allem durch freie Online-Apotheken. Tatsächlich ergibt eine Google-Rechereche mit dem Keyword "GHB-Tropfen kaufen" rund 10.000 Treffer.

GHB ist die Abkürzung für "Gamma-Hydroxybuttersäure". Andere Bezeichnungen sind 4-Hydroxybutansäure bzw. ?-Hydroxybuttersäure. Es weist Ähnlichkeiten zu dem menschlichen Neurotransmitter GABA (Gamma-Aminobuttersäure) auf. In niedriger Dosierung wirkt es entaktogen, d. h. dass unter seinem Einfluss Emotionen stärker wahrgenommen werden. Diesem Umstand ist es geschuldet, dass es als Partydroge und Ecstasy-Ersatz zur Anwendung kommt, obwohl mit dem in Ecstasy-Pillen als Hauptwirkstoff enthaltenen Amphetaminderivat MDMA keinerlei Verwandtschaft besteht. In mittleren Mengen wird eine deutliche Entspannung der Muskulatur spürbar, wie bei Muskelrelaxantia der Benzodiazepingruppe. Noch höhere Verabreichungsmengen wirken schlafanstoßend bis schlaferzwingend, später toxisch komatös. Bei Mischkonsum mit Alkohol treten dabei nicht selten zu ausgedehnten Gedächtnislücken auf, die nach dem Ausscheiden der Substanz bestehen bleiben.

Ohnmachtsähnlicher Schlaf mit zuverlässig auftretender Amnesie - für potenzielle Vergewaltiger oder Diebe ist dies eine ideale Kombination, wenn es darum geht, ihre Opfer willenlos zu machen. Als sogenannte "Date-Rape-Drug" (Vergewaltigungsdroge) hat GHB wiederholt für negative Schlagzeilen gesorgt. Da sich die Betroffenen am nächsten Tag an nichts mehr erinnern, ist das Risiko, von der Polizei geschnappt zu werden, äußerst gering. Zu den Geschädigten zählen vor allem Frauen, die ohne Begleitung ausgehen. Unbemerkt werden die sogenannten KO-Tropfen (wobei GHB nur eine von mehreren Substanzen ist, die dafür in Frage kommen) in ihr Getränk geschüttet. Allerdings haben zahlreiche Experten die Vermutung geäußert, dass die Boulevard-Medien aus wenigen tragischen Einzelfällen ein übertriebenes Gesamtbild konstruiert haben.

Doch auch ein Nutzer ohne kriminelle Absichten, der im Internet oder bei Freunden GHB-Tropfen kaufen will, um sie im Eigenkonsum als Partydroge zu nehmen, muss Vorsicht walten lassen. Auf der Straße ist die tatsächliche Zusammensetzung unüberprüfbar. Daher weichen immer mehr Jugendliche auf Anbieter im Internet aus. Einige davon haben den Ruf, chemisch reines GHB zu verkaufen, jedoch kann der hohe Wirkstoffgehalt durchaus negative Folgen haben. Wer daran nicht gewöhnt ist, läuft Gefahr, einer unbeabsichtigten Überdosierung anheimzufallen. Erbrechen, Atembeschwerden, Blutdrucksenkung und Koma können die Folge sein. Ratgeber für den "Safer Use" empfehlen ein bedächtiges Herantasten an die individuell passende Dosis.