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Michel van Dyke "Fangt schon mal ohne mich an"

Die große Kunst von Michel van Dyke besteht darin, Popsongs zu komponieren, die man sofort und immer um sich haben möchte.

Weil sie einem schon nach dem ersten Hören vertraut vorkommen und oft Gefühle anrühren, die vielleicht verschüttet waren, aber plötzlich wieder emporsteigen. Wie bei einem guten Freund. Man hat lange nichts mehr voneinander gehört und doch fühlt man sich beim Wiedersehen nach wenigen Augenblicken wieder verbunden. Michel van Dyke sagt: "Mein großes Ideal sind Songs, die einen mitnehmen wie ein guter Kinofilm, die man aber ebenso so gut nebenbei hören kann, weil sie nicht aufdringlich nach Aufmerksamkeit haschen." Wie ein guter Freund eben.


Wer solche Stücke schreiben will, muss die Routine abschütteln. Bereit sein, auch lange Strecken zurückzulegen. "Es erscheint mir fast so, dass ich für jedes neues Album ein bisschen mehr Zeit brauche, um die richtigen Songs zu finden. Erst wenn ich das erste gute Stück geschrieben habe, beginnt sich eine Vision für das neue Album zu entwickeln", sagt Michel van Dyke. Bereits 2016 begann der 58jährige als Songwriter, Sänger und Produzent die Arbeit an seinem neuen Album "Fangt schon mal ohne mich an".

Entstanden ist eine Sammlung von Liedern, die durchzogen ist von der schwerelosen Melancholie und dem feinen Gespür für große Popmelodien, das den Hamburger und gebürtigen Holländer Michel van Dyke schon auf seinen früheren Alben auszeichnete.

Vom Retrorock im Song "Rote Armee Fraktion" (einer ironisch-nostalgischen Erinnerung an die 70er Jahre) über die lebensumarmende Pop-Nummer "Küssen" bis zur melodramatischen Klavierballade "Fangt schon mal ohne mich an". Hier singt ein Mann, der mit viel Ironie und Gelassenheit über sein Leben reflektiert. Über Liebe und Trennung ("Sonntagmorgen"), aber auch über die nicht verblassende Macht von Erinnerungen an eine Beziehung ("Einer von uns bleibt"). Der immer auch die Möglichkeit in Betracht zieht, dass ein anderes Leben möglich ist. Weil darum geht es ja im Pop: sich auszumalen, wie und was das Leben sein könnte, wenn es mal fertig ist.

Michel van Dyke "Fangt schon mal ohne mich an"