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Das Gezeichnete Ich

Das Gezeichnete Ich - Hinter allen Dingen

Das Gezeichnete Ich - Hinter allen DingenEs ist vollkommen unwichtig, dass die Öffentlichkeit zwar das Gesicht von Das Gezeichnete Ich kennt, nicht aber den Namen hinter diesem Pseudonym, dass sie kaum Informationen über dessen Vita besitzt. All das lenkt schließlich ab vom Eigentlichen, das der Namenlose der Welt anzubieten hat - seine Musik, vorgetragen von einem personifizierten Gesamtkunstwerk. Bekannt ist darüber hinaus, woher der Mann mit deutschem Vater und französischer Mutter seinen Künstlernamen abgeleitet hat - aus dem Gedicht eines seiner Lieblingsautoren, Gottfried Benn, in dem es heißt: "Es gibt nur zwei Dinge/Die Leere und das

gezeichnete Ich.? 2007 muss es gewesen sein, als der junge Künstler, dessen ziviler Name nichts zur Sache tut, in einem Berliner Keller mit diesen Zeilen aufwachte.

Sie sollten zu einer Art Erleuchtung führen, denn gleich am nächsten Tag, so geht die Legende, kündigte der junge Künstler seinen damaligen Job und beschloss, fortan als Das Gezeichnete Ich der Welt entgegenzutreten. "Sinnvoll leben, etwas Sinnvolles im Angebot zu haben für die Menschheit, das war fortan meine Aufgabe?, erklärt Das Gezeichnete Ich seinen Auftrag, "auch auf die Gefahr hin zu scheitern.? Der Geheimnisumwitterte ist bislang nicht gescheitert, hat alles richtig gemacht. 2009 trat er im Vorprogramm der Deutschland-Shows der Pet Shop Boys auf, im Jahr darauf unterstützte er live Ich + Ich sowie A-ha bei deren Abschiedstournee. Mit dem Titel "Du, es und ich? vertrat er beim "Bundesvision Song Contest? am 1.10.2010 das Bundesland Brandenburg und belegte den eindrucksvollen 5. Rang. Bereits einige Wochen zuvor war das namenlose Debütalbum erschienen, das es bis auf Position 28 der offiziellen deutschen Charts schaffte. Ein höchst erfolgreicher Umstand für derart ungewöhnliche, individuelle, auch mal sperrige Klänge.

"Das Gezeichnete Ich? und seine zehn enthaltenen Stücke bewies eindrucksvoll: Hier ist ein Musiker mit dem Mut zur großen Geste, einem Bekenntnis zu tiefer Empfindung am Werk. Die nächsten drei Jahre war weitgehend Rückzug angesagt. Kraft tanken. Konzentration sammeln. Heftige Musen-Küsse fürs neue Werk einfangen. Abtauchen, um sich zu sondieren, war für Das Gezeichnete Ich noch nie ein Problem: "Darum besitze ich ja dieses Pseudonym?, erklärt er, "das ist für mich ein Rettungsanker, um meine ureigene kleine Vision zu schützen. Und ich habe es gewählt, um mich selbst anzuspornen, um mir das Leben etwas schwerer zu machen.? Ja, es hat ordentlich Zeit gedauert, ehe die zwölf Stücke von "Hinter allen Dingen? so fertig gestellt waren, dass der selbst erklärte perfektionistische Komponist damit rundum zufrieden war. "Musik ist für mich eine Herausforderung, ein Kampf?, bekennt der mal Scheue, mal Extrovertierte, "denn mein Anspruch ist es, dass ich mich in meiner Arbeit niemals wiederholen will und werde, darin bin ich unerbittlich. Das wäre mir schlicht zu langweilig.? Was die zwei ansonsten recht unterschiedlichen Alben verbindet: "Hinter beiden steckt ein inhaltliches Konzept, sogar ein recht ähnliches.

Es geht um das Echo des Urknalls, das Echo der Ur-Melodie. Ein großkotziger Anspruch, doch darunter möchte ich es nicht tun?, meint Das Gezeichnete Ich so selbstbewusst wie stoisch. Ansonsten ist für ihn die neue Scheibe "schon recht anders als der Vorgänger, auch gefälliger, womit ich kein Problem habe. Das Klavier spielt nicht mehr die entscheidende Rolle, stattdessen eher die Gitarre, was zu einem anderen Klangb